Beim schnellen Blick in das Proxmox-Dashboard zur Kontrolle der laufenden VMs kann ein Detail schnell für Verwirrung sorgen: Die RAM-Auslastung einzelner Maschinen – insbesondere von Windows-Gästen – scheint ungewöhnlich hoch zu sein. Und das selbst dann, wenn das Gastsystem gerade im Leerlauf ist.
Obwohl die Maschine eigentlich nur vor sich hin idled, zeigt Proxmox eine nahezu vollständige RAM-Auslastung.
Blick ins Gastsystem: Alles normal
Öffnet man die betroffene VM und prüft die Auslastung dort direkt, ergibt sich ein ganz anderes Bild: Der Arbeitsspeicher ist größtenteils frei, und die Werte erscheinen völlig plausibel.
Windows zeigt eine unauffällige RAM-Nutzung – passend zum aktuellen Leerlaufzustand.
Ursache: Fehlende Transparenz fĂĽr den Host
Die Ursache liegt in der Art und Weise, wie der Host den Speicherverbrauch seiner Gäste erfasst. Proxmox nutzt QEMU, um virtuelle Maschinen bereitzustellen. Dieser Prozess weist dem Gastsystem den vollständigen konfigurierten Arbeitsspeicher zu – unabhängig davon, ob dieser tatsächlich genutzt wird oder nicht.
Windows wiederum verwaltet den Speicher intern anders: Große Teile des RAMs werden reserviert oder für intelligentes Caching vorgehalten. Diese Speicherbereiche gelten für das System jedoch als „verfügbar“, da sie bei Bedarf freigegeben werden können. Im Task-Manager erscheinen sie deshalb nicht als „belegt“.
Der Host sieht jedoch nur, dass dieser Speicherbereich zugewiesen wurde – nicht, wie er genutzt wird. Dadurch ergibt sich die scheinbare Diskrepanz zwischen tatsächlicher und angezeigter RAM-Auslastung.
Lösung: QEMU-Gasterweiterung installieren
Damit Proxmox detaillierte Informationen über den tatsächlichen Speicherverbrauch im Gast erfassen kann, sollte im jeweiligen System der QEMU Guest Agent installiert werden. Voraussetzung dafür ist die Installation der VirtIO-Treiber, über die der Agent mit dem Host kommunizieren kann.
Eine detaillierte Anleitung stellt Proxmox unter folgender Adresse zur VerfĂĽgung: https://pve.proxmox.com/wiki/Qemu-guest-agent
Wichtig: Nach der Installation muss die UnterstĂĽtzung fĂĽr den Guest Agent explizit in den Optionen der jeweiligen VM aktiviert werden.
Ergebnis: Korrekte Anzeige im Proxmox-Dashboard
Nach erfolgreicher Einrichtung zeigt das Proxmox-Interface die tatsächliche RAM-Auslastung des Gastsystems an – in Übereinstimmung mit den Werten im Task-Manager von Windows.
Nach Installation des QEMU Guest Agent stimmen die Werte mit der Anzeige im Windows-Taskmanager ĂĽberein.
Fazit
Die scheinbar zu hohe RAM-Auslastung bei Windows-VMs in Proxmox ist kein Fehler, sondern ein typisches Verhalten bei fehlender Host-Gast-Kommunikation. Durch die Installation des QEMU Guest Agent kann das Dashboard mit verlässlichen Werten versorgt werden – was die Überwachung und Ressourcenplanung deutlich erleichtert.